Schule in Frankreich

Nele in Frankreich

Vor meinem Auslandsjahr habe ich im Französischunterricht schon vieles über den französischen Schulalltag gehört – besonders Negatives wie die langen Schultage und die hohen Anforderungen. Direkt in Frankreich habe ich jedoch ganz andere Erfahrungen gemacht, von denen ich euch berichten werde.

Während meiner Zeit im Ausland war ich in der Seconde, also im zehnten Jahrgang. Daher habe ich ein Lycée besucht, also eine Schule, die man in etwa mit der gymnasialen Oberstufe vergleichen kann. Andere Austauschschüler waren auch in der Première oder der Terminale, also im elften oder zwölften Jahrgang. Der einzige Unterschied ist, dass in der Seconde alle die gleichen Fächer auf demselben Niveau haben, während man in sich in den anderen Jahrgängen auf 3 bzw. 2 Fächer spezialisiert und die anderen Fächer auf grundlegendem Niveau hat.

An meinem ersten Schultag hat sich das erste Vorurteil direkt bestätigt – man hat sehr lange Unterricht. Meistens hat der Unterricht um 8 Uhr begonnen und um 16:30 Uhr oder 17:30 Uhr aufgehört. Dafür hatten wir allerdings 1,5 Stunden Mittagspause und auch zwischendurch einige Freistunden, zum Beispiel um Hausaufgaben zu machen, also ist man zwar lange in der Schule, hat aber auch Pausen. Mittwochs hört man außerdem schon mittags um 12 Uhr auf. Mittags habe ich meistens mit Freunden in der Mensa gegessen, in der es meistens recht leckeres Essen gab. Ein kulinarisches Highlight war der letzte Schultag vor Weihnachten – es gab sehr leckere französische Spezialitäten und zum Dessert gab es Süßigkeiten. Die Freistunden habe ich ebenfalls mit Freunden in der Schule gebracht, im Sommer auf den Bänken im Schulgarten, im Winter im CDI (Schulbibliothek).

Der Unterricht lief etwas anders ab als in Deutschland: in den meisten Fächern gab es viel Frontalunterricht, das heißt, der Lehrer hat an der Tafel Dinge erklärt, während wir entweder Zusammenfassungen erhalten oder mitgeschrieben haben. Es gab allerdings auch Fächer, in denen das anders aussah: in Geschichte-Geographie und Informatik haben wir oft selbstständig mit Computern gearbeitet, und in Physik-Chemie haben wir viele Experimente durchgeführt. Da es in Frankreich keine mündlichen Noten gibt, zählen nur schriftliche Noten und Präsentationen. Außerdem gibt es keine Noten von 1 bis 6, sondern von 0 bis 20. Dabei ist 20 sehr gut und 0 sehr schlecht, um zu bestehen braucht man mindestens 10. Das Schuljahr ist in Trimester eingeteilt, also gibt es insgesamt drei Zeugnisse pro Schuljahr.

Wir haben relativ viele Tests geschrieben, die aber meistens nicht besonders schwer waren. Außerdem musste man nur wenig lernen, da wir oft nach einigen Wochen einen Test geschrieben und danach ein neues Thema begonnen haben. In Französisch habe ich andere Aufgaben bekommen als meine Mitschüler, statt Klassikern der französischen Literatur habe ich zum Beispiel Kinderbücher gelesen. Außerdem haben fast alle Lehrer mein zu Beginn noch recht schlechtes Französisch ignoriert, ansonsten habe ich aber das gleiche gemacht, wie meine Mitschüler. Einige der Sachen, die wir gelernt haben, kannte ich schon, besonders in Mathe, in einigen Fächern habe ich aber auch Neues gelernt oder mich mit Sachen beschäftigt, die in Deutschland gar nicht auf dem Lehrplan stehen. Generell war die Schule zwar durch die langen Tage recht anstrengend, das Niveau war aber nicht so hoch wie gedacht und die Anforderungen waren leicht zu erfüllen. Besonders toll fand ich den Sportunterricht, weil wir am Anfang das Thema „Orientierungslauf“ hatten und es mir sehr viel Spaß gemacht hat, mit Karte und Kompass durch den Wald zu laufen.

Einige Lehrer waren recht streng und eher distanziert, andere waren aber auch sehr freundlich. Die Regeln waren relativ streng, man musste sich zum Beispiel ins Sekretariat gehen, wenn man ein paar Minuten zu spät kam, und die Verspätungen standen später im Zeugnis, allerdings gab es auch hier wieder sehr nette Lehrer: einmal bin ich 10 Minuten zu spät gekommen, weil ich den Raum nicht gefunden habe, das war kein Problem für meinen Lehrer. In einigen Fächern mussten wir im Unterricht komplett still sein und aufmerksam zuhören, ein Lehrer hat uns aber auch erlaubt während seines Unterrichts zu schlafen oder zu frühstücken (auch die strengeren Lehrer fanden es aber in Ordnung, wenn ich meine Sitznachbarn nach etwas gefragt habe, das ich nicht verstanden habe).

Überrascht hat mich, dass meine Schule trotz veralteter Gebäude und uralten Computern eher digital war. Auch, wenn sie nicht von allen Lehrern genutzt wurden, gab es einige Computerräume und Laptops, außerdem waren in manchen Klassenzimmern Smartboards. Sehr begeistert bin ich von Pronote: das ist eine App des französischen Bildungsministeriums, die von allen Schulen genutzt wird. Jeder Schüler hat einen eigenen Account und sieht seinen Stundenplan (natürlichen mit aktuellen Infos wie Entfall oder Raumwechsel), seine Noten in den verschiedenen Tests und ob Abwesenheiten schon entschuldigt wurden. Man kann über die App auch leicht Kontakt zu Lehrern aufnehmen, außerdem notieren diese Hausaufgaben, sodass man sie nicht vergisst. Auch die Zeugnisse gibt es digital, mit Anmerkungen der Lehrer. Dank Corona konnte ich auch das französische Homeschooling miterleben, was erstaunlich gut geklappt hat. Über Pronote haben die Lehrer uns Aufgaben gestellt und waren bei Problemen erreichbar, außerdem haben einige ein weiteres Programm des Bildungsministeriums für Videokonferenzen benutzt. Trotzdem fand ich es natürlich schöner, Präsenzunterricht zu haben und meine Freunde zu treffen.

Insgesamt finde ich, dass man in Frankreich viel Zeit in der Schule verbringt, dabei aber auch die Möglichkeit hat, etwas mit Freunden zu machen und nicht nur im Unterricht sitzt. Der Unterricht ist nicht zu anspruchsvoll, und die Lehrer waren größtenteils bemüht, weshalb ich viel Spaß hatte (jedenfalls, so weit das in der Schule möglich ist).

Austauschschülerinnen lernen zusammen an einer Schule in Frankreich

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